#concordiageschichten: Die Geschichte von Ema

Als sie sieben Jahre alt war, fand sie ein Priester alleine auf der Straße und brachte das kleine Mädchen ins St. Paul Center.

"Warum liebt mich meine Mutter nicht? Warum ist sie nie bei mir?"

 

fragte sich Ema sehr oft. Diese Einsamkeit als Kind ohne Mutter nahm in Emas ersten Lebensjahren einen grossen Teil ihres Lebens ein.

Emas Lebensgeschichte begann mit einer traurigen Kindheit in einer der ärmsten Gegenden von Bukarest, in Ferentari. Dort lebte sie an einem Ort, der eigentlich nicht mehr als ein Verschlag ohne Wasser, Wärme und Türen war.

Zusammen mit ihrem älteren Bruder, der an geistiger Behinderung und Hepatitis litt - und nach einigen Jahren verstarb, ohne dass sich Ema erinnern kann, wann genau der Bruder verstarb - lebte sie dort bei ihrer Grossmutter und Mutter.

 

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Doch ihre Mutter war kaum bei ihr. Sie erinnert sich fast nicht an gemeinsame Momente mit ihrer Mutter. Emas Vater starb an einer Herzerkrankung, als sie noch ein Baby war. Sie hat auch noch zwei ältere Brüder, die in Pflegefamilien in Bukarest lebten und weder Ema noch ihre gemeinsame Mutter treffen wollten.

Ema erinnert sich, dass sie den ganzen Tag Cartoons auf einem kleinen Fernseher schaute. Ihr einziges Spielzeug war eine Spielzeugpistole. Manchmal ging sie alleine in den Park, um zu spielen. Wenn es etwas zu essen gab, gab es meistens Brot, Süssigkeiten oder Äpfel. Ema spielte nicht mit anderen Kindern in der Nachbarschaft, sondern war ein Mädchen, das sehr zurückgezogen, in sich verschlossen, schüchtern und verängstigt lebte.

Emas Lebenssituation verschlimmerte sich, als ihre Mutter ihre Kinder und die Oma nicht mehr unterstützen konnte. Denn ihre Mutter konnte keine anständige Arbeit finden, um alle vier mit Essen zu versorgen.

Als Ema sieben Jahre alt war, wachte sie eines Tages auf und bemerkte, dass ihre Mutter seit Tagen vermisst wird.

Ihre Oma erzählte ihr, dass Mutter das Land verlassen habe, um Kredithaien zu entkommen, denen sie Geld schuldete. In ihrer Verzweiflung, um die Familie zu ernähren, hatte sich Emas Mutter einen Kredit mit Wucherzinsen genommen. Als diese Männer die Schulden einforderten, brachen sie in den Verschlag ein und fragten nach der Mutter. Ema spielte gerade mit der Spielzeugpistole. Sie richtete die Waffe auf die Männer und stellte sich vor, sie würde ihre Grossmutter und sich selbst vor den Männern retten.

Ohne Mutter wurde das Leben immer schwieriger. Der Bruder war krank und die Grossmutter war als alte Frau nicht fähig, alle drei zu unterstützen.

Eines Nachts rannte Ema von zu Hause weg.

Sie war 7 Jahre alt, als sie ziellos durch die Strassen von Bukarest ging und sich abends müde auf eine Bank einer Bushaltestelle zum Schlafen legte. Dort fand sie ein Priester, der sie fragte, ob sie allein sei, ob sie einen Platz zum Schlafen brauche.

Der Priester brachte sie zum St. Paul Center von Concordia in Bukarest. Der erste Tag in St. Paul ist ihr noch in lebendiger Erinnerung: Es war ein gemütlicher und warmer Ort, an dem sie von allen Pädagogen mit Freundlichkeit empfangen wurde. Danach ging sie mit den anderen Kindern in den Park, wo sie zusammen Sandwiches assen. Auch, wenn sie wusste, dass dies nicht ihre Familie war, fühlte sie sich wie in einer Familie aufgehoben.

 

Einen Monat lebte sie in St. Paul, bevor ihre Grossmutter sie fand und sie in den Verschlag zurückbrachte, wo sie ständig traurig war. Sie vermisste ihre Mutter und lebte von einem Tag auf den anderen. Als die alte Grossmutter entschied, dass es praktisch unmöglich war, beide zu ernähren und zu versorgen, brachte sie Ema in ein staatliches Zentrum für Kinder in Bukarest.

Ein neues und hartes Kapitel im Leben der kleinen Ema begann.

Und damit ein Leben vieler schlechter Tage, denn im staatlichen Zentraum wurde sie von älteren Kindern und von den Sozialarbeitern die meiste Zeit und ohne Grund schlecht behandelt. Das Leben dort fühlte sich wie in einem Gefängnis an. Ema wurde zurückgezogener und verschlossener. Sie reagierte weder auf die Aufgaben, die ihr aufgetragen wurden, noch auf die Strafen, die sie erhielt. Die Pädagogen brachten das kleine Mädchen in eine Sonderschule, weil sie dachten, sie könne keine Regeln befolgen.

Obwohl ihre intellektuellen Fähigkeiten grossartig waren, erhielt Ema damals keinen Zugang zu einem normalen Bildungsniveau. Ihre ersten vier Schulklassen verbrachte sie in einer Sonderschule, in der sie praktisch nichts lernte, was ein sehr unglücklicher Start für die Bildung eines Kindes bedeutet. Ema harrte fast 2 Jahre in der staatlichen Einrichtung von Bukarest aus.

An einem Tag im Sommer fasste sie allen Mut zusammen. Als die Atmosphäre und die Behandlung im Zentrum nicht mehr erträglich war, sprang Ema über den Zaun und lief so schnell sie konnte davon. Dieses Mal fand die Polizei die nun neunjährige Ema auf der Strasse und brachte sie zu ihrer Grossmutter nach Hause. Aber Ema konnte dort nicht mehr leben. Also bat sie ihre Grossmutter: „Bitte Oma! Wenn Du mich weggeben musst, bring mich nicht mehr in das Zentrum. Bring mich nach St. Paul zurück. Dort will ich leben, weil mich die Menschen dort gut behandeln.“

Ema kehrte nach Concordia zurück und lebte 5 Jahre in St. Paul.

Die Kindheit im St. Paul Center war sehr schön. Dort fand sie all die Aufmerksamkeit und die guten Worte, die ihr all die Jahre fehlten. Sie war noch immer schüchtern und zeigte keine Emotionen, aber sie begann mit Gleichaltrigen zu spielen und sagte offen, was sie mochte und was nicht. Sie fühlte sich angehört. Sie fühlte sich nicht mehr gefangen ohne Ausweg. Sie hatte das Gefühl, in einer Familie zu sein.

Es war Weihnachtszeit in St. Paul. Zu dieser Jahreszeit brachten die Menschen den im Zentrum lebenden Kindern Geschenke. Ema erinnert sich, dass sie eines der drei Kinder war, die in den Ferien nicht nach Hause gingen. Während die anderen Weihnachten mit den Familien verbrachten, hatte Ema keine Eltern in ihrem Leben. Ihre beiden älteren Brüder, die mittlerweile selbständig in Bukarest lebten, wollten Elma nicht in ihren Häusern haben.

Eines Tages besuchte eine Frau namens Loredana das Zentrum und traf Ema.

Loredana brachte Geschenke und sprach mit Ema. Ema trug ein Gedicht vor. Loredana mochte sie so sehr, dass sie darum bat, Ema zu sich nach Hause bringen zu dürfen, um Weihnachten mit ihrer Familie zu verbringen. Diese Tage wurden zu Wochenenden und anderen Feiertagen, die das kleine Mädchen in einer echten Familie, Loredanas, verbringen würde.

Je mehr sie Ema kennenlernte, desto sicherer war Loredana, dass Ema zu klug für eine Sonderschule war. So kümmerte sich Loredana darum, dass Ema in eine normale Schule versetzt wurde.

Als das St. Paul Center geschlossen wurde, wurde Ema auf die "Farm der Kinder" in Aricesti verlegt, einem der grössten Kinderzentren von Concordia, einem Ort mit Häusern für Kinder, die in der ruhigen Landschaft eines Dorfes in Ploiesti eingerichtet sind. Wenn sie die Orte, an denen sie in den letzten 14 Jahren am freiesten gelebt hat, bewerten müsste, würde Ema sagen, dass die "Farm der Kinder" in Aricesti die beste war.

Sie erinnert sich an die Jahre, in denen sie viel draussen gespielt, geschwungen und ferngesehen hat. An manchen Abenden kletterte sie auf eine Rutsche und sprach stundenlang mit einem Mädchen, Alina, über Gott, über die Schule, über das Leben.

Während der High School verbrachte Ema ihr Leben als Teenager im "Casa Eva" in Ploiesti.

Sie war eine sehr gewissenhafte Schülerin und gehörte zu den Besten ihrer Klasse. In ihrem letzten Jahr an der High School entschied sich Ema, die Zulassungsprüfung für das Studium an der Fakultät für Sozialhilfe der Universität Bukarest abzulegen. Im Semester 2019/2020 begann ihr erstes akademisches Jahr und es war das Jahr, in dem sie von Bukarest weg in das Concordia "Casa luda" zog, wo sie weiterhin von Concordia mit finanzieller Unterstützung, Essen und einer Unterkunft unterstützt wird.

Sie hat ihre Mutter seit ihrer Kindheit nicht mehr gesehen und sie hat immer noch keine Beziehung zu ihren älteren Brüdern. Aber Ema lebt ihr eigenes Leben, mit Ehrgeiz und Zuversicht. Sie hofft, dass nun die guten Jahre in ihrem Leben kommen werden.

Ema möchte einen Job und Geld sparen, um sich die Hypothek für ein Haus zu leisen. Sie träumt davon, nach Abschluss ihres Universitätsstudiums, die beste und einfühlsamste Sozialarbeiterin zu sein. Sie will allen schutzbedürftigen Kindern ihr Fachwissen, ihre Unterstützung und Vertrauen geben, damit diese Kinder - so wie Ema selbst - ihr Schicksal mit etwas Anleitung, Entschlossenheit und nachhaltiger Arbeit ändern können.

In ihrer Seele schloss Ema Frieden mit ihrer Mutter.

Ema denkt noch immer viel an ihre Mutter. Sie verstand, dass ihre Mutter in ein anderes Land fliehen musste, um den Menschen zu entkommen, von denen sie Geld nahm, das sie nicht zurückzahlen konnte. Sie denkt daran, dass ihre Mutter sie sucht und was sie tun würde, wenn ihre Mutter vor ihr auftauche. Was würde sie tun? Wie würde sie reagieren? Wenn ihre Mutter um Hilfe zu ihr käme, würde sie ihr dann ihre Hand reichen?

Ema ist eines der Kinder, die mit Concordias Unterstützung ihr Leben grundlegend zum Besseren verändert haben. Es gibt viele Fälle innerhalb der Organisation wie Emas Fall.

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