Protection - Empowerment – Prevention (PEP)

Bekämpfung der Grundursachen armutsbedingter Erkrankungen

Laufzeit: 1. Juli 2021 - 31. Dezember 2022

Land: Republik Moldau

Orte: Congaz, Cosăuți, Dubăsarii Vechi, Nisporeni, Pleșeni, Sănătăuca, Taraclia, Tîrnova, Tudora

Gefördert durch: Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK)

SDGs: 2, 3, 4, 10

Pfad: Gemeinschaftsbasierte Intervention

Ansprechpersonen: Eugeniu Rotari, Projektverantwortlicher CONCORDIA Moldau (Chișinău), +373 22 234991, eugeniu.rotari(at)concordia.md; Nina Uransek, Projektverantwortliche CONCORDIA International (Wien) +43 1 212 8149-23, nina.uransek(at)concordia.or.at

Kurzbeschreibung

Protection - Empowerment - Prevention (PEP) ist ein Projekt zur nachhaltigen Bekämpfung der Grundursachen armutsbedingter Erkrankungen und Infektionen in der Republik Moldau. Ein besonderer Fokus wird pandemiebedingt auf den SARS-CoV-2 Erreger gelegt. Gefördert durch das österreichische Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) werden in einem Zeitraum von 18 Monaten in strukturschwachen ländlichen Regionen notwendige Maßnahmen umgesetzt. Neben einer umfassenden Grundversorgung (warme Mahlzeiten, Zugang zu Sanitäranlagen und Hygienemittel), der Förderung psychisch-sozialer Gesundheit und Krisenbewältigung sowie der Behandlung von Missbrauchsfällen und Fällen häuslicher Gewalt, sollen maßgeschneiderte Maßnahmen zur Kapazitätsentwicklung (für CONCORDIA MitarbeiterInnen, Lokalbehörden, Freiwillige) zu einer noch zielgerechteren Betreuung der definierten Zielgruppen (Kinder, Frauen, Familien, Ältere) führen. Durch Runde Tische, eine Konferenz und andere PR sowie Advocacy Interventionen werden relevante lokale Stakeholder nicht nur über Covid-19 Präventionsmaßnahmen informiert. Ebenso wird damit die gesellschaftliche Resilienz gestärkt. Darüber hinaus liegt ein Schwerpunkt darauf, das Bewusstsein der Öffentlichkeit für (Ursachen von) Missbrauch und häusliche Gewalt und die Prävention davon zu schärfen.

Mit den geplanten Maßnahmen baut dieses Projekt auf folgenden Zielen für eine nachhaltige Entwicklung (SDGs) auf:

(2) Kein Hunger: Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern

(3) Gesundheit und Wohlergehen: Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern

(4) Hochwertige Bildung: Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für Alle fördern

(10) Weniger Ungleichheiten: Ungleichheit in und zwischen Ländern verringern

Ausgangslage

Die Republik Moldau ist nicht nur jenes Land mit der höchsten Arbeitsmigration, sondern zählt auch zu den ärmsten Ländern Europas. Insgesamt lebt rund ein Drittel der Landbevölkerung (31,6%) unterhalb der Armutsgrenze, bei Haushalten mit drei oder mehr Kindern noch mehr (42%)[1]. Massiver Braindrain verknüpft mit fehlenden Arbeits- und Ausbildungsplätzen im Land sowie geringe staatliche Unterstützungsleistungen für Familien bedeuten vor allem für die - oftmals von Eltern(-teilen) verlassenen - Kinder ökonomische Notlagen und Armut. In ländlichen Gebieten ist die absolute Armutsrate fünfmal höher als in städtischen. Haushalte mit älteren Menschen und/oder alleinstehenden Frauen, Erwachsenen mit Behinderung oder vielen Kindern sind besonders betroffen.[2]

Die vulnerabelsten Mitglieder der Gesellschaft Moldaus wurden am stärksten durch die Covid-19 Pandemie getroffen. Aufgrund fehlender Ressourcen konnten viele Familien und Gemeinden der Krise nicht viel entgegensetzen, strukturelle und gesellschaftliche Ungleichheiten wurden verschärft. Das Hilfsprogramm der Regierung wurde von den Vereinten Nationen als unzureichend erklärt, weil es vor allem nicht die Hilfsbedürftigsten der Gesellschaft erreicht.[3] Beanstandet wurde insbesondere der fehlende Zugang zu notwendiger Grundversorgung mit Nahrung, Medizin sowie Sanitätsdiensten.

Bereits vor der Pandemie existierende strukturelle und infrastrukturelle Probleme wurden durch die Krise sichtbar gemacht und verschlimmert. In Folge der Schließung von öffentlichen Einrichtungen und fehlender Infrastruktur sind vielerorts die Möglichkeiten der Körperpflege und Nutzung von Sanitäranlagen nicht gewährleistet. Laut UN haben 79% der Landbevölkerung keinen angemessenen Zugang zu Sanitärdiensten und sauberem Trinkwasser.[4] Durch temporäre Schulschließungen wurden einerseits Schulernährungsprogramme ausgesetzt. Folglich erhielten viele Kinder keine regelmäßige warme Mahlzeit und litten zunehmend unter den Folgen von Mangelernährung.

Nach Einschätzung der UN fehlt es Frauen und Kindern vor allem am Zugang zu Grundversorgungen, Geld, Notunterkünften und Zugang zum Gesundheitswesen sowie psychologischer und juristischer Unterstützung.[5] Solange die staatlichen Sozialsysteme noch nicht so weit entwickelt sind, dass den besonders vulnerablen Bevölkerungsgruppen ausreichende soziale Sicherheit gewährleistet werden kann, sind materielle Versorgungsleistungen in Kombination mit familienorientierten Beratungs- und Unterstützungsleistungen unabdingbar, um weitere Armutsspiralen, psychische Destabilisierung und Verwahrlosung zu verhindern.

Mit Stand 8. September 2021 wurden 271,535 Personen als an Covid-19 erkrankt gemeldet, was knapp 10% der Gesamtbevölkerung entspricht. 6.455 Menschen davon sind verstorben. Offizielle Statistiken zur Erfassung von Neuerkrankten und Todesfällen sind allerdings lückenhaft. Das Meldesystem sowie die Infrastruktur zur Isolierung und Behandlung von Covid-19 Fällen ist unzureichend, weshalb von einer viel höheren Dunkelziffer auszugehen ist. Vor allem zu Beginn der Krise hatte die Regierung große Schwierigkeiten landesweit notwendige Sicherheitsmaßnahmen umzusetzen, eine flächendeckende Versorgung von Hygiene- und Schutzprodukten zu gewährleisten und damit sichere Rahmenbedingungen für Kinder, Frauen und Ältere zu schaffen. Derzeit gelten nur 26.87% der Bevölkerung als vollimmunisiert.[6]

Implementierung

Die erfolgreiche Umsetzung des Projektvorhabens durch CONCORDIA Moldau basiert auf den Programmen der CONCORDIA Multifunktionszentren (MFZ), des multidisziplinären CONCORDIA Mobile Teams sowie der CONCORDIA Academia.

Region Nord Zentralregion Region Süd
  • Cosăuți
  • Sănătăuca
  • Tîrnova
  • Dubăsarii Vechi
  • Nisporeni
  • Congaz
  • Pleșeni
  • Taraclia
  • Tudora

Tabelle 1: Übersicht über die regionale Ansiedlung der CONCORDIA Multifunktionszentren

CONCORDIAs Multifunktionszentren sind strategisch in strukturschwachen Regionen des Landes angesiedelt und gewährleisten allen in der unmittelbaren Gemeinschaft lebenden Menschen Zugang zu warmen Mahlzeiten, einer medizinischen Grundversorgung sowie Lern- und Freizeitaktivitäten im Rahmen von Tagesbetreuung. In drei MFZ sind seit Anfang 2021 darüber hinaus Krisenzentren für Mütter und Kinder angesiedelt, die in Notfällen bei Missbrauch und häuslicher Gewalt eine stationäre Nothilfe gewährleisten (MFZ Cosăuți & Nisporeni) sowie stark missbrauchsgefährdete Kinder unterbringen (MFZ Tîrnova).

CONCORDIAs multidisziplinäres Mobile Team erreicht Familien und Gemeinden der ländlichen Regionen, die nicht von den MFZ erfasst sind und leistet familien- und gemeinschaftsstärkende Interventionen zur Prävention von Vernachlässigung, Missbrauch und häuslicher Gewalt.

Die CONCORDIA Academia ist eine eigens gegründete Organisation zur landesweiten Kapazitätsentwicklung von Fachkräften im sozialen Dienst.

Die Leistungserbringung durch die Programme von CONCORDIA Moldau setzt an der Wurzel der Grundprobleme armutsbedingter Erkrankungen und Infektionen an. Der multidisziplinäre und gemeinschaftliche Ansatz von CONCORDIA Moldau ist dabei innovativ. So werden einerseits individuell und gemeinschaftlich erbrachte Leistungen zusammen mit Fachleuten der Lokalbehörden umgesetzt, um eine langfristige und holistische Unterstützung zu gewährleisten. Andererseits werden Rajons und Lokalbehörden in die Entwicklung und Umsetzung von CONCORDIAs angebotenen Dienstleistungen miteinbezogen. Die geplanten Kapazitätsentwicklungen für Mitarbeitende und Fachkräfte von CONCORDIA aber auch den ExpertInnen der Lokalbehörden führen zu einer nachhaltigen Stärkung der sozialdienstlichen Strukturen der Republik Moldau. Familien- und gemeinschaftsstärkende Interventionen sowie bewusstseinsbildende Maßnahmen werden auch über die Projektlaufzeit hinaus die gesellschaftliche Resilienz stärken und präventiv Missbrauch und Gewalt gegensteuern.

Zielgruppen

Kinder: Primär werden Kinder mit den Maßnahmen und Leistungen des Projekts erreicht. Sie stammen aus krisengefährdeten Familien und benötigen Zugang zu einer umfassenden Grundversorgung, um ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu sichern. In Notsituationen müssen Kinder von ihrem familiären Umfeld getrennt werden und stationär in eigens dafür ausgestatteten Einrichtungen behandelt werden.

Frauen: Frauen in prekären wirtschaftlichen Verhältnissen und/oder Alleinerzieherinnen sollen direkt aber auch über Unterstützungsleistungen an ihre Kinder erreicht und entlastet werden. Durch Präventionsmaßnahmen gegen Missbrauch und Gewalt soll ihr gesundheitlicher und psycho-emotionaler Zustand verbessert werden.

Erwachsene: Erwachsene sollen durch Beratung, Sensibilisierung und Vernetzung emotional unterstützt und in ihrer Resilienz, was Krisensituationen betrifft, gestärkt werden.

Familien: Durch Beratung und Betreuung zur Überwindung von Krisensituation und Unterstützung bei der Kindererziehung sollen Eltern gestützt und damit ganze Familien entlastet werden.

Ältere: Ältere, vereinsamte Menschen sowie jene, die mit der Betreuung ihrer Enkelkinder überfordert sind, sollen mittels Unterstützung für die Kinder als auch über direkte Beratungsleistungen erreicht und entlastet werden.

CONCORDIA MitarbeiterInnen und Freiwillige: Mitarbeitende, Fachkräfte und Freiwillige von CONCORDIA Moldau erhalten im Rahmen der geplanten Trainings kapazitätsbildende Maßnahmen. Zudem erhalten sie regelmäßig aktuelle Informationen zur Covid-19 Pandemie sowie Good Practice Empfehlungen.

Rajons und Lokalbehörden: Fachkräfte der Sozialdienste in Lokalbehörden und Rajons erhalten kapazitätsbildende Maßnahmen. Zusätzlich erhalten sie von CONCORDIA Moldau aktuelle Informationen zur Covid-19 Pandemie sowie Good Practice Empfehlungen.

Öffentlichkeit: Die moldauische Öffentlichkeit wird vor allem im Rahmen der Awareness- und Advocacy-Maßnahmen erreicht. Ziel ist es, die Bevölkerung über die Pandemiesituation und Impfmöglichkeiten zu informieren aber auch im Rahmen von Präventionsmaßnahmen den Schutz von Kindern und Frauen zu erreichen. Auf Gemeindeebene werden AnwohnerInnen über die Sozialdienste der MFZ informiert und im Rahmen von Informationsveranstaltungen zu den Themen Missbrauch und Gewalt sensibilisiert. 

Projektziele und Aktivitäten

Projektfortschritt und Wirkung

Mit Stand 31.12.2021 wurden mit den laufenden Projektaktivitäten monatlich im Durchschnitt 475 BenefizientInnen erreicht.

 

Mit Stand 31.12.2021 wurden 23 Kinder und eine Mutter in stationäre Krisenbetreuung genommen, da sie Missbrauch und häusliche Gewalt erlebt haben.

 

Seit Projektbeginn im Juli 2021 wurden vier der insgesamt zehn geplanten Trainings durchgeführt. Diese finden je nach Zielgruppe parallel statt. Diese finden je nach Zielgruppe parallel statt. Im 1. Quartal 2022 werden vier weitere durchgeführt..

 

Da viele der Projektaktivitäten verstärkt auf Aufklärungsarbeit setzen, finden regelmäßig themenspezifische Informationsveranstaltungen statt. Diese reichen von Vorträgen in den Multifunktionszentren über Veranstaltungen in Schulen. Erreicht werden dadurch neben den direkten Benefizient*innen des Projekts auch Familienangehörige, Lehrpersonal, Sozialarbeiter*innen der lokalen Behörden, politische Entscheidungsträger*innen (bspw. Bürgermeister*innen) und andere Gemeindemitglieder..

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